Gerty Cori (geb. Radnitz) wurde 1896 in Prag geboren. Ihr Vater war Chemiker und entdeckte eine erfolgreiche Methode zur Zuckerreinigung, wodurch er Leiter einer Zuckerfabrik wurde. Ihre Mutter war eine kulturell versierte Frau, die auch mit Franz Kafka befreundet war. Gerty wurde zu Hause unterrichtet, bis sie mit 16 in ein Mädchenlyzeum ging. Mit 16 entschied sie sich Ärztin zu werden. Um Wissenschaften zu studieren, wurde ihr bald klar, dass ihr einige Voraussetzungen fehlten. Innerhalb eines Jahres schaffte sie es, das Äquivalent von 8 Jahren Latein, 5 Jahren Naturwissenschaften und 5 Jahren Mathematik nachzuholen. Sie begann ihr Medizinstudium 1914, was für Frauen damals sehr außergewöhnlich war.
Während ihres Studiums, lernte Gerty Carl Cori kennen. Sie beide schlossen 1920 ihr Studium ab und nachdem Gerty vom Judentum zum Katholizismus konvertiert war, heirateten die beiden noch im selben Jahr und zogen nach Wien. Gerty arbeitete hier im Karolinen-Kinderspital als Assistenzärztin und forschte zur Rolle der Schilddrüse bei der Regulation der Körpertemperatur. Carl wurde einberufen und diente während des 1. Weltkriegs. Auch nach dem Krieg war das Leben nicht leicht. Durch die schlechte Ernährungslage litt Gerty an trockenen Augen. Aber auch der Antisemitismus nahm immer mehr zu und so beschlossen sie Europa zu verlassen.
1922 immigrierten die beiden in die USA. Gerty allerdings erst 6 Monate nach Carl, da sie Schwierigkeiten hatte eine Anstellung zu finden. Sie führten ihre medizinische Forschung am Institute for the Study of Malignant Diseases (später Roswell Park Cancer Institute) fort. Der Direktor des Instituts drohte Gerty damit, sie zu entlassen, wenn sie die gemeinsame Forschung mit ihrem Mann nicht einstellte. Obwohl ihnen davon abgeraten wurde, setzten sie ihre Arbeit gemeinsam fort und spezialisierten sich auf die Untersuchung des Kohlenhydratstoffwechsels. Sie interessierten sich besonders dafür, wie Glucose im menschlichen Körper metabolisiert wird und welche Hormone diesen Prozess regulieren. In ihrer Zeit in Roswell veröffentlichten sie 50 Paper. Erstautor der Veröffentlichungen war immer die Person, die am meisten Forschung in das jeweilige Projekt gesteckt hat. Außerdem publizierte Gerty 11 Artikel als Einzelautorin.
Im Jahr 1929 stellten sie beide die Theorie des Cori-Zyklus vor. Für diese Entdeckung erhielten sie später den Nobelpreis für Physiologie/Medizin.
1931 verließen Gerty und Carl Roswell. Carl bekam Angebote von mehreren Universitäten, allerdings weigerten sich diese auch Gerty anzustellen. Ihr wurde während eines Universitäts-Interviews erklärt, dass es “unamerikanisch” sei, als verheiratetes Paar zusammen zu arbeiten. Carl lehnte alle Stellenangebote ab, die es ihm nicht erlaubten mit seiner Frau zusammen zu arbeiten.
Die Washington University bot Gerty und Carl eine Position an. Obwohl Gertys Anstellungsgrad und ihr Gehalt viel niedriger waren als Carls, nahmen die beiden die Stellen an. Gerty wurde als Forschungsassistentin angestellt und erhielt nur ein Zehntel von dem Gehalt ihres Mannes. Weiters wurde sie gewarnt, dass sie die Karriere ihres Mannes erschweren könnte. Es dauerte 13 Jahre, bis Gerty den gleichen Anstellungsgrad erhielt wie ihr Mann. 1943 wurde sie Assoz. Prof. der Forschung Biologische Chemie und Pharmakologie. Erst 1947 wurde sie zur vollen Professur befördert.
Während ihrer Zeit in der Washington University gelang es ihnen Glucose-1-phosphat (später als Cori-Ester bekannt) und in der Folge die Phosphorylase zu identifizieren und zu isolieren. Gerty Cori forschte auch an der Glykogenspeicherkrankheit und identifizierte mindestens vier Formen, die jeweils mit einem bestimmten enzymatischen Defekt zusammenhängen. Sie war die erste, die zeigen konnte, dass ein Defekt in einem Enzym eine genetische Krankheit beim Menschen verursachen kann.
1947 erhielten Gerty und Carl den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin den sie sich mit Bernardo Houssay für ihre Arbeiten über den Zucker-Stoffwechsel teilten. Gerty Cori war somit die dritte Frau (nach Marie Curie und Irène Joliot-Curie) die einen Nobelpreis in den Wissenschaften erhielt. Sie war außerdem die erste Frau, die einen Nobelpreis in Physiologie oder Medizin erhielt.
Gerty wurde 1953 zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt. Sie war die vierte Frau, die in die National Acadamy of Sciences gewählt wurde. Vom Präsident der National Science Foundation wurde sie zum Vorstandsmitglied ernannt. Diese Position hatte sie bis zu ihrem Tod inne. Sie war außerdem Mitglied der American Society of Biological Chemists, der American Chemical Society und der American Philosophical Society. Gerty und Carl erhielten gemeinsam den Midwest Award (1946) und den Squibb Award in Endokrinologie (1947). Außerdem erhielt Gerty die Garvan-Olin-Medaille (1948), den St. Louis Award (1948), den Sugar Research Prize (1950) und den Borden Award (1951). Der Krater Cori auf dem Mond, sowie der Cori-Krater auf der Venus sind nach Gerty Cori benannt. Außerdem wurde sie im Jahr 1998 in die National Women’s Hall of Fame aufgenommen.
Kurz bevor sie den Nobelpreis gewann, erfuhren sie, dass Gerty an Myelosklerose, einer fatalen Erkrankung des Knochenmarks, litt. Während ihrer Arbeit in Roswell arbeitete Gerty mit Röntgenstrahlen und erforschte ihre Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Dies könnte zur Erkrankung beigetragen haben. Für 10 Jahre kämpfte sie mit der Krankheit, während sie ihre wissenschaftliche Arbeit fortsetzte. Erst in den letzten Monaten vor ihrem Tod, hörte sie auf zu arbeiten. Gerty Cori starb 1957 und ihre Asche wurde verstreut. Ihr Sohn Tom ließ erst viel später ein Kenotaph für Gerty und Carl errichten.