Lehramtsstudierenden könnte folgender Tagesablauf durchaus bekannt vorkommen: 8 Uhr morgens: Start in den Schulunterricht für die Beobachtung einer Stunde. 10 Uhr: Abgehetzt in ein Seminar starten, welches geblockt bis 13 Uhr dauert. Früher gehen und auf das Verständnis der Lehrenden hoffen, da man
ins Labor muss, in dem man bis 18 Uhr steht. 18.30: Das nächste Seminar, welches bis 20 Uhr geht. Je nach Fahrtzeit noch daheim kurz etwas essen und in glücklichen Fällen um 21 Uhr die Vorlesungen nachholen, welche man tagsüber verständlicherweise nicht besuchen konnte, da man örtlich bereits gebunden war. Nicht zu vergessen die Protokolle, die noch ausstehen und bis zum nächsten
Tag geschrieben werden müssen und/oder sonstige Seminararbeiten, Präsentationen
oder unter Umständen noch Vorbereiten einer Unterrichtsplanung. Für viele klingt
das schon nach einem stressigen Alltag, beschreibt aber noch den glücklichen Fall,
dass alle LVs gut fallen. Hier spielt dann nicht nur die räumliche Komponente eine
Rolle, sondern auch teilweise Glück bei der Zuweisung der Seminare. In meinem
speziellen Fall mit Chemie und Physik habe ich, dem Studienplan folgend, im
dritten Semester ein unlösbares Problem. Zwei Labore, die unweigerlich kollidieren:
GP2B welches geblockt stattfindet und ein Praktikum in Physik, welches das
gesamte Semester entweder Mittwochs oder Donnerstags von 13.00-18.00 Uhr
zu besuchen ist. Doch warum ist das so? Jeden Tag liest man in allen Medien, dass Lehrer:innen gesucht werden, Quereinsteiger:innen einspringen müssen und dass aufgrund der brenzligen Situationen immer mehr und mehr Didaktiker:innen ein Burnout erleiden. Doch dennoch werden jene, die sich für ein Lehramtsstudium entscheiden, gezwungen aufgrund einer Zufallsziehung den Studienabschluss um 1-2 Semester nach hinten zu verschieben. Hier reden wir schon von den wenigen Glücklichen, die sich voll und ganz auf das Studium konzentrieren dürfen. Wie kann man also hier für Besserung sorgen? Eine Frage, auf die wohl viele der Studierenden eine Meinung haben, jedoch eine Lösung schwierig ist und
auf keinen Fall generalisiert werden darf. Denn wie sollen alle 27 Unterrichtsfächer aufeinander abgestimmt werden? Die Fakultäten geben ihr Bestes dabei, Kollisionen zu vermeiden und zum Glück
ist mit Kommunikation beinahe immer ein Lösungsweg möglich. Doch sollte die Politik genau hier ansetzen. Es fehlt uns nicht an Lehramtsstudierenden, in Zahlen ca 60 Studienbeginner:innen,
jedoch an der langfristigen Motivation und Wegbereitung der Ausbildung, die diese abschreckt. Um einen Vergleich zu bieten: Im ersten Semester des Unterrichtsfaches Chemie erwarten nebst dem PS, Rinführende Laborübungen auch noch die Allgemeine Chemie und ein erstes Begleitseminar. In der Physik besteht das erste Semester “nur” aus 2 Vorlesungsprüfungen und in der Mathematik aus einer verpflichtenden Vorlesungsprüfung. Weiterführende Labore machen es auch in den weiteren Semestern nicht unbedingt leichter und hier kommt es nicht selten nach dem ersten Semester bereits zu großen Verlusten an Interessierten. Aus eigenem Umfeld erlebe ich Studienkolleg:innen, die sich entscheiden, neben dem Lehramtsstudium noch ein Fachstudium zu absolvieren und im Laufe dessen herausfinden, wie abgestimmt dieses laufen kann. So wird die Zukunft als Didaktiker:in auf einmal zum Plan B.
Doch wie sieht es nun für Studierende aus, die bereits nebenher arbeiten? Ich selbst habe nun im 3. Semester bereits mehrere Angebote zum Unterrichten bekommen und wie die Studie von Nele Kampa (siehe Interview mit Nele Kampa) aufzeigt, arbeiten bereits 25% der Bachelor-Lehramtsstudierenden an einer Schule. Hier kommt es dann bewusst zur Vernachlässigung des Studiums zugunsten des zukünftigen Arbeitgebers und entsprechend auch zu eigenen finanziellen Nachteilen auf lange Sicht (siehe Artikel mit Gewerkschafter Hr. Stockinger). Doch wie in jedem sozialen Beruf überwiegt schnell das schlechte Gewissen den Kindern gegenüber. Es gibt die Sonderfälle bei welchen Direktor:innen darauf achten, dass unterrichtende Studierende tatsächlich Zeit finden ihr Studium zu beenden, doch diese sind in der Unterzahl. Jedoch zurück zur ursprünglichen Aussage: Das Lehramt ist unstudierbar. Nun ich muss mich selbst korrigieren. Es ist studierbar, doch gibt es auf dem Weg viele Steine und teilweise werden einem auch nach guter Planung diese wieder in den Weg gelegt. Ich fasse auch zusammen, dass es wohl keinen Heiligen Gral gibt, der alle Antworten auf alle Probleme hat. Ich glaube jedoch, dass wir die Erwartungshaltungen anpassen müssen: das Unterrichten wieder sexy sein muss und auch alle restlichen Medien mehr Positives zeigen müssen. Positives wie zum Beispiel die positiven Wirkung, die man als Lehrer:in hat. Eine gute Person an der richtigen Stelle kann nicht nur tatsächlich etwas bewirken, sondern
auch eine inspirierende Persönlichkeit sein. Ich denke der einzige Weg durch diese Schulkrise muss mit viel Mut und Ehrlichkeit begangen werden. Ein wenig mehr Respekt den Lehramtsstudierenden und weniger von oben herabsehen von Fachstudierenden wären auch nicht von Nachteil. Schließlich waren und sind es motivierte und kompetente Lehrkräfte, die für Nachwuchs an unseren Universitäten sorgen, die unter Umständen die nächsten Nobelpreisträger:innen in ihren Klassen sitzen haben und im Endeffekt
sind sie es, die für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sorgen.

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