Was sind Ihrer Meinung nach die größten Hürden im Studium?
Die Vereinbarkeit mit beruflichen Verpflichtungen für Studierende, die aus wirtschaftlichen Gründen arbeiten müssen. Das betrifft insbesondere die Laborpraktika, aber auch die Durchführung der Masterarbeit. Selbst ohne berufliche Tätigkeit oder familiäre Verpflichtungen (z.B. Elternschaft oder Pflege) ist es bereits eine große Herausforderung hier im Plan zu sein. Flexibilität ist oft von allen Seiten notwendig. Ich bin dankbar, dass wir in unserem Bereich bisher generell immer gute Lösungen zur Zufriedenheit aller finden konnten.
Was macht Ihnen in Ihrer Lehre am meisten Spaß?
Diskutieren. Und andere Meinungen nicht nur zu tolerieren sondern aktiv in einer breiten Diskussion zu forcieren. Darum geht es bei forschungsgeleiteter Lehre an einer Universität meiner Meinung nach. Durch das hohe Niveau unserer Masterstudierenden ist das meist auch sehr gut möglich und keine Vorlesung ist so wie eine in der Vergangenheit. Was mir auch sehr viel Freude bereitet sind die Exkursionen, die ich jedes Semester organisieren darf. Der Kontakt der Studierenden zu potentiellen zukünftigen Arbeitgebern ist für alle Seiten wertvoll und für mich immer ein Highlight des Semesters. Egal, ob wir Firmen wie die Agrana, die Lebensmittelversuchsanstalt, Ottakringer oder Staud’s besuchen oder bei internationalen/nationalen Organisationen wie der AGES oder dem Food Safety Laboratory der UN-IAEA zu Gast sind. Ebenfalls viel Freude macht mir unser neues Toxikologie-Praktikum mit Exposomics Schwerpunkt. Dabei kann eine kleine Gruppe an Studierenden selbst genommene Proben an unseren Forschungs-Massenspektrometern analysieren und die Daten gemeinsam auswerten. Sehr spannend und nahe an der Praxis. Wir hoffen, diesen Kurs zukünftig auch breiter anbieten zu können.
Was benötigt es Ihrer Meinung nach um die Fakultät für Chemie zukunftsfit zu halten?
Auf Master-Ebene: Das Humboldtsche Bildungsideal so gut es geht umsetzen und nahe an der aktuellen Forschung und den prägenden Problemfeldern der Gesellschaft sein. In den Praktika brauchen wir neue instrumentelle Investitionen und Konzepte, um näher am Puls der Industrie zu sein, beispielsweise moderne Massenspektrometer und Methoden/Protokolle, die ‘grüner’ sind und z.B. deutlich kleinere Lösungsmittelvolumina benötigen. Mehr ‘Safe and Green by Design’. Hier ist unsere Fakultät bereits eine Vorreiterin und setzt viel Positives um. Beispielsweise die Implementierung von Toxikologie-Vorlesungen oder das neue MSc-Programm ‘Green Chemistry’ gemeinsam mit BOKU und TU Wien. ‘Die Chemie’ muss ganz generell verstärkt als Problemlöserin – und nicht als Verursacher von Problemen – wahrgenommen werden. Ich bin auch der Meinung, dass Masterstudien generell Englisch sein sollten, um mehr Internationalität zu fördern. Meine Lehrveranstaltungen halte ich großteils in Englisch und ich bin beeindruckt vom hohen Niveau unserer Studierenden, bei mir hat sich das damals anders angehört.